Detailbericht: "Phönix 2023"

Am Samstag den 18. März 2023 fand der Abschluss einer mehrstufigen Ausbildungsreihe der Feuerwehr Kottingbrunn zum Schwerpunkt „Feuerwehreinsatz auf / am und Außenbereichen von Flugplätzen und Einsätzen mit Luftfahrzeugen“ statt. Wie bereits in den letzten Jahren immer stattgefundene Brandsicherheitswachen (Air Power – Flugshow), Absturz Kleinflugzeug bzw. Helikopter oder auch Einsätzen im Bereich Infrastruktur (BMA – Auslösungen), sieht es die Feuerwehr Kottingbrunn, deren Führung.- und Ausbildungsverantwortliche als Ihre Aufgabe und Pflicht, sich bestmöglich auf alle anfallenden Einsätze in Friedenszeit vorzubereiten und weiterzubilden.

So wurden bereits aufbauend folgende Übungen abgehalten:

 

1.) Mai 2021 – Ortskunde / Begehung und Schulung Umgang mit Luftfahrzeugen am Gelände des Flugplatzes

2.) September 2021 – Großübung „IKARUS 2021“, Absturz eines Kleinflugzeuges im Ortsgebiet, Höhe Lagerhaus Kottingbrunn

3.) Oktober 2022 – mehrstündige Theorie und Praxisausbildungseinheit am Geländes des Flugplatzes Bad Vöslau – Kottingbrunn in Kooperation mit der BTF Flughafen Wien

4.) März 2023 – Einsatzübung „PHÖNIX 2023“ Crash Luftfahrzeug in urban – ruralen Gebiet

Nach umfangreicher Planungszeit, Organisation und Einholung von diversen Freigaben im Vorfeld durch den Übungsleiter BSB Schwarz Marcus, Feuerwehr Kottingbrunn (selbst hauptberuflich Mitglied der BTF Flughafen Wien), konnte im Übungsgelände Flugplatz Bad Vöslau – Kottingbrunn am Samstag den 18. März 2023 sehr realitätsnahe geübt werden.

Als Übungsannahme wurde angenommen: eine Turboprop Maschine Marke Cessna 406 (acht Sitzplätze) ist im An- bzw. Abflugs Sektor des Flugplatzes aufgrund eines technischen Gebrechens vom Flugradar verschwunden und vermutlich abgestürzt. Über die Flugplatzsicherheit (Tower) wurde sofort der Notruf abgesetzt. Aufgrund der Information seitens Tower und der Aktivierung des Notfallsenders, konnte die vermutliche Absturzstelle in den südwestlichen Bereich Höhe Kottingbrunn im „Pirch“ verortet werden. Aufgrund des vermuteten Lagebildes, wurde seitens der BAZ Baden die Feuerwehren Kottingbrunn und Gainfarn mit ELKOS Meldebild „ T3 – Luftfahrzeug / Passagierflugzeug (10.000 l Löschwasser, 5 x hydr. Rettungsgeräte) um 09:02 Uhr zur Einsatzübung alarmiert. Gemäß Vorgabe AAO Flugplatz Feuerwehr Kottingbrunn wurden die vordefinierten Fahrzeuge ausrückend gemacht, plus zusätzlich weitere Löschgruppenfahrzeuge und Logistikfahrzeuge mit 33 Mitgliedern entsendet. Die Feuerwehr Gainfarn ergänzte mit zwei Löschgruppenfahrzeugen und 18 Mitgliedern.

Durch die Übungsleitung wurde das 1. Szenario eingespielt. Es wurde keine direkte Einsatzstelle angegeben, sondern die tatsächliche Absturzstelle musste durch Angabe von Koordinaten (Crashsensor) erst von der Einsatzleitung erfasst und umgerechnete werden. Hier erfolgte bereits bei der Anfahrt der Einsatzstelle eine Kontaktaufnahme des Einsatzleiters mit der Flugsicherheit (Tower). Gegen 09:09 Uhr erfolgte die Meldung seitens Tower „massive Rauchentwicklung außerhalb des Flugplatzgeländes wahrnehmbar, 8 x PAX im Luftfahrzeug lt. Passagierliste, LFZ mit Rettungsschirmsystem, noch ca. 800 l Flugtreibstoff in der Maschine, aus Zell am See kommend“. Die Besatzung des ELF Kottingbrunn konnte die Koordinaten einer Position zuteilen und diesen Punkt anfahren. Um 09:10 Uhr konnte die Absturzstelle lokalisiert und bestätigt werden. Ein direkte Zufahrt über die Südseite (2. Szenario) war, aufgrund von LFZ Teilen, abgebrochenen Bäumen in der Aufschlagzone und Wirkzone, nicht möglich. Aufgrund dieser Erkenntnis wird die Feuerwehr Gainfarn angehalten von der Nordseite zuzufahren. FW Gainfarn trifft um 09:12 Uhr ein. Die Ersterkundung durch den EL ergibt:

.) Brand von LFZ Trümmern im Bereich der Absturzstelle und akute Gefahr von Folgebränden der Waldfläche und des Rest Flugtreibstoff im LFZ

.) Kleinflugzeug in mehreren Teilen – Rettungsschirm nicht ausgelöst!

.) in einem Wrackteil 3 Pax eingeklemmt

.) unter LFZ Wrack 1 Pax eingeklemmt

.) unbekannte Anzahl Pax vermisst im Gelände

.) Person in 14m Höhe auf Baum

.) Herstellung sicherer Lage, mit Berücksichtigung Flugunfallkommission

 

Aufgabenverteilung:

.) ersteintreffend RLF Kottingbrunn: Brandbekämpfung unter ATS mit handgeführten Hohlstrahlrohren, Aufbau Schaumangriff fiktiv (auf aktiven Schaumangriff wurde seitens Übungsleitung aufgrund Umwelt Thematik - Quellenschutzgebiet bewusst verzichtet!)

.) ELF Kottingbrunn: Aufbau der Einsatzleitung, Koordinierung Flugsicherheit

.) HLF4 Kottingbrunn: aufgrund nicht gegebener direkten Zufahrtsmöglichkeiten, Speisung RLF Kottingbrunn mit Sicherstellung Löschwasser, Verlegung von Löschleitungen unter erschwerten Bedingungen

.) 1.RLF Gainfarn: Brandschutz, Sicherung - Schaffung Zugänge zum LFZ mittels Kettensägen

.) HLF 1 Kottingbrunn und 2. RLF Gainfarn: technische Menschenrettung aus LFZ

.) 1.TLF / VF Kottingbrunn: Suche nach vermissten Pax mittels WBK, Freimachen der Verkehrswege mittels Kettensägen

.) WLF Kottingbrunn: in Bereitstellung zwecks Sicherung LFZ

.) freie Mannschaft FW Kottingbrunn und Gainfarn: Unterstützung Personenrettung bzw. Bergung Toter, Höhenrettung, suchen vermisster Personen

.) Rettungsdienst: Bereitstellungsraum in Vorbereitung Material zur Personenrettung (Spineboard, Schaufeltragen)

.) Nachalarmierung Ressourcen Feuerwehr und Rettungsdienst

Fazit: Innerhalb einer Stunde (Golden Hour), ab dem Eintreffen der Blaulichtorganisationen an der Einsatzstelle, konnten alle sechs verletzten oder vermissten Personen dem Rettungsdienst übergeben werden. Zwei Personen konnten nur noch totgeborgen werden. Der Brand konnte rasch gelöscht und ein Übergreifen auf das Luftfahrzeug bzw. Waldflächen verhindert werden - da beide Feuerwehren fast 17.000 l Löschwasser auf Achse mitführen. Die Zusammenarbeit und Fahrzeuge / Ausrüstung beider Feuerwehren sind hochwertig und jede Einheit zusätzlich jeweils ein löschwasserführendes Fahrzeug als Ortsbrandschutz / Sicherheitsreserve von 6 000 l Löschwasser noch in den Feuerwehrhäusern stehen hat. Sämtliche Arbeiten / Rettungsmaßnahmen auch immer unter Bedacht der Eigensicherung (Fiese Fasern – LFZ ist 90 % aus CFK oder GFK, arbeiten in unwegsamen Gelände) und unter Vorgabe so wenig wie möglich an der Absturzstelle zu verändern, zwecks weiteres Vorgehen Flugunfallkommission. Wie bei Übungen gewünscht und nicht auszuschließen, kamen im Zuge der Einsatzübungen viele positive, aber auch einige negative Punkte / Erkenntnisse zum Augenschein. Diese Aspekte / Punkte werden von Uns aufgegriffen, neu überdacht und in Verbesserung im Sinne des Ganzen neu adaptiert. Um 10:30 Uhr konnte der Einsatzleiter HBI Pischem dem Übungsleiter BSB Schwarz ein unfallfreies Übungsende melden. Auf eine Nachbesprechung vor Ort, wurde explizit durch den Übungsleiter verzichtet. Abgeschlossen wird der Themenschwerpunkt „Feuerwehr Kottingbrunn - Feuerwehreinsatz am Flugplatz und Einsätze mit Luftfahrzeugen “ mit einer Nachbesprechung in den nächsten Tagen nach Zusammenführung aller Erkenntnisse externer Übungsbeobachter schriftlich adaptiert und mit allen Führungskräften beider Feuerwehren und Rettungsdienst.

 

Besonderer Dank an die drei externen Übungsbeobachter, die drei Mitglieder FJ Kottingbrunn als Übungsdarsteller, die zwei externen Übungsdarsteller, sowie an OFM Schmidl für die Übungsdarstellung.

Ebenso ein Dank an die Freiwillige Feuerwehr Gainfarn, sowie das Rote Kreuz Kottingbrunn für das Mitwirken und Mitüben.